Donnerstag, 31. Mai 2012

BOOK VS. MOVIE - "The Beach [Der Strand]"

Als der Film von Danny Boyle mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle im Jahr 2000 erschien, hatte ich das Buch bereits gelesen. Ob das ein Vorteil war, kann ich nicht sagen. Die Story gefällt mir jedenfalls sehr.

Inhalt:
Der junge Engländer Richard ist Rucksacktourist. Er möchte ein Abenteuer abseits des "Mainstreams" erleben. In einem Hotel in Bangkok lernt er einen Mann kennen, der sich Daffy Duck nennt. Tags darauf findet Richard nicht nur eine handgezeichnete Karte eines entlegenen Traumstrandes, sondern auch Daffy's Leiche. Es war Selbstmord. Was hat die Karte zu bedeuten? Soll sich Richard allein dieser Herausforderung stellen? Doch Richard freundet sich mit einem französischen Pärchen an, das wie er nach dem Abenteuer sucht, und gemeinsam beschließen sie, den Strand zu finden. Der Weg ist beschwerlich, aber schließlich gelingt es Richard, Étienne und Francoise. Auf der Insel lebt eine kleine organisierte Menschengruppe. Doch der Traum vom ewigen Urlaub ist bald ausgeträumt. 

Besonderheiten des Buches:
Das Buch ist in Kapitel unterteilt, die jeweils mit einer vielsagenden Überschrift versehen sind, wie z.B. "Game over, man". Das schürte bei mir die Vorfreude. Außerdem ist es in Teile gegliedert, die auf die jeweiligen Orte bezogen sind.
Richard's Gedanken über das Rucksackreisen und ein Rückblick bezüglich seiner ersten Reise als 17-jähriger gewähren zu Beginn des Buches einen tiefen Einblick in seinen Charakter.
Das Buch ist mitreißend und flüssig geschrieben, die Dialoge sind besonders lebendig. Richard erzählt seine Geschichte als Ich-Erzähler.
Einmal heißt es: "Flucht durch Reisen, das funktioniert." (Seite 127) Diese Philosophie zieht sich als roter Faden durch das Buch. Selbst das Ende des Buches stellt eine kleine Flucht in sich dar. Achtung Spoiler: Richard befindet sich wieder zu Hause in einem Internet-Cafe (Flucht in die virtuelle Realität). Er hat keinen Kontakt mehr zu den anderen Strand-Leuten, auch nicht zu Francoise und Étienne, doch er ist fest davon überzeugt, sie irgendwann einmal wiederzutreffen.  

Besonderheiten des Films:
Meiner Ansicht nach wurden die Rollen gut besetzt. Leonardo DiCaprio verkörpert den abenteuerlustigen Richard gut und auch Sal, die Gruppenanführerin, gespielt von Tilda Swinton, gibt eine autoritäre und teils auch beängstigend diktatorische Anführerin wieder, wie ich sie mir im Buch vorgestellt habe. 
Der Strand ist wirklich schön mit seinem azurblauen Wasser. Hier hat es das Medium Film leicht, mit ein paar Bildern ein tropisches Paradies aufzuzeigen. Der Drehort ist die thailändische Inselgruppe Phi Phi, der Strand des Films ist die Maya Bay. 

Ab hier kann ich nicht mehr hinter den Berg halten. Wer das Buch noch lesen/den Film noch schauen möchte, sollte hier mit dem Lesen stoppen. Es folgen die Unterschiede zwischen den beiden Medien und mein Fazit.


Unterschiede:
Es gibt einige gravierende Unterschiede zwischen Film und Buch. Der entscheidendste ist wohl, dass sich nur im Film eine Liebesgeschichte zwischen Richard und Francoise abspielt. Eine hübsche Szene des Filmes zeigt Richard und Francoise, die sich im fluoreszierenden Plankton küssen. Ein optisches Highlight. Im Buch erkunden sie das Naturschauspiel ganz unschuldig zusammen mit Étienne am Tag. 
Im Film geht es schon mehr zur Sache: Richard flirtet mit Francoise und ezählt ihr von Paralleluniversen, welche zwar auch im Buch vorkommen, doch Francoise reagiert im Film wütend und sagt: "Das ist der Scheiß, den Amerikaner zu Französinnen sagen, wenn sie mit ihnen schlafen wollen." Hat die Gute wohl nicht ganz unrecht, doch Richard ist ja nicht gerade der Durchschnitts-Ami.
Äußerst seltsam fand ich auch, dass im Buch eine Person vorkommt, die im Film nicht existiert. Jed ist die erste Person, die die drei auf der Insel treffen, als sie vom Wasserfall-Berg gesprungen sind (Film: 1. Person = Keaty). Er ist ein schweigsamer Weißer mit einem Vollbart, über den sich die Meinungen der Strandbewohner teilen (nicht über den Bart). Im Laufe des Buches freundet sich Richard mit ihm an. Sie machen auch den Reistrip zusammen. 
Im Film unternimmt Richard den Reistrip mit Sal und hat dort auf ihre Initiative hin mit ihr Sex. Dies führt später zum Drama, als Francoise davon erfährt und die Beziehung zu Richard beendet. Sie kommt dann wieder mit Étienne zusammen.
Ein weiterer Unterschied ist, dass Francoise im Film als erste vom Wasserfall-Berg springt, was die drei ja enorme Überwindung kostet. Im Buch springt Richard als erstes, was meiner Ansicht nach eine andere Stimmung erzeugt. Richard ist im Buch präsenter und draufgängerischer als im Film.
Was ist ein FNG? Das wird nur im Buch erklärt: Ein fucking new guy. Jemand, der neu auf der Insel ist. Die neuen werden zwar geduldet, aber Begeisterung bricht nicht aus, da das Geheimnis des Strandes gewahrt bleiben soll.
Am Ende der Story flüchtet sich Richard immer mehr in eine Art Video-Spiele-Welt und mutiert zu einem zweiten Daffy Duck. Dies ist im Buch viel deutlicher herausgestellt. Er rennt durch den Dschungel, treibt seine Späße mit den Canabis-Bauern, dröhnt sich zu und driftet immer mehr ab. Deswegen fühlt sich auch Sal so zu ihm hingezogen, wie einst zu Daffy Duck (im Buch).
Insgesamt finde ich das Buch bedrohlicher als den Film, vielleicht wegen dem hübschen Strand, der so malerisch ist, dass man ihm die Hölle gar nicht zutraut, die sich dort abspielt.

Fazit:
Jedes Medium hat seinen Reiz. Das Buch liefert jedoch insgesamt eine umfassendere und bedrohlichere Geschichte als der Film. Es geht darum, was der Preis für eine isolierte Gemeinschaft ist. Krankheiten (-> keine Ärzte), Tod (kein Begräbnis), keine Konsumgüter (nur Reis) etc. und das Individuum zählt nicht mehr. 
Als gegen Ende des Filmes die Canabis-Bauern in das Lager eingedrungen sind und Sal das Ultimatum stellen, entweder Richard zu töten oder die Insel zu verlassen, greift sie zur Waffe. Das war schockierend. Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Strand-Leute. 
Mich hat die Story fasziniert. Ich war anfangs sehr angetan von dem Dauer-Urlaubs-Gedanken. Doch dann kommt man ins Grübeln. Wie hat euch "The Beach" gefallen? Er kam vor kurzem im TV. Hat ihn jemand geschaut? 

2 Kommentare:

  1. Ich hab The Beach schon mindestens 10 mal auf DVD und im TV geschaut. Ich finde den Film immer wieder faszinierend und spannend.
    Am Maya Bay war ich letztes Jahr...und ein bisschen kann man sich sogar vorstellen, wie dort gedreht wurde. Beim Filmdreh wurde natürlich auch ein bisschen gemogelt. Die Buch am Maya Bay ist eigentlich garnicht so "verschlossen" wie eine Lagune. Die Bucht wurde einfach mit einer anderen zusammengeschnitten und nachbearbeitet. Aber es ist trotzdem wahnsinnig toll dort. Nur zu empfehlen :)

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  2. Das ist ja cool. Neid! Leo hat ja wohl auch ein wenig "gemogelt" und vorm Filmdreh schnell noch trainiert und gehungert - habe ich gehört.:)

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