Dienstag, 26. Juni 2012

"Désirée" von Annemarie Selinko

Inhalt:
Bernardine Eugénie Désirée Clary ist die Tochter des verstorbenen Seidenhändlers François Clary aus Marseille. Zwar ist die Familie reich, aber nicht im Geringsten adlig. Dennoch wird Eugénie, die viel lieber Désirée genannt werden würde, in die Weltgeschichte eingehen. Sie lebt in der Zeit der französischen Revolution. Als sie gemeinsam mit ihrer Schwägerin zu den Behörden geht, um den gefangen genommenen Bruder zu befreien, schläft sie ein. Als sie erwacht ist die Schwägerin weg und ein junger Mann spricht sie an. Er bringt sie sogar nach Hause, denn es ist dunkel und gefährlich für ein junges Mädchen wie sie, alleine herumzulaufen. Der Mann heißt Joseph und erzählt ihr von seinem jüngerem Bruder, einem General. Eugenie ist sofort Feuer und Flamme, sie muss diesen General kennen lernen. Außerdem hält sie Joseph für eine geeignete Partie für ihre ältere Schwester Julie. Also lädt sie die beiden Brüder kurzerhand zum Abendessen ein.
Bei Josephs Bruder handelt es sich um keinen geringeren als Napoleon Bonaparte, damals noch Bounaparte. Die Familie hält zunächst gar nichts von den mittellosen korsischen Flüchtlingen. Dennoch heiratet Julie den älteren Bonaparte. Eugénie verliebt sich vom ersten Tag an in Napoleon. Als dieser sogar um ihre Hand anhält, ist ihr Glück perfekt. Doch Napoleon möchte hoch hinaus. "Die Königskrone liegt in der Gosse, kleine Eugénie. Man muss sich nur nach ihr bücken".

Spoiler (zum Lesen markieren):
Zu einer Heirat der beiden kommt es nie. Die große Mitgift kann nicht über die Abstammung der Seidenhändlerstochter hinwegtäuschen. Doch Eugénie, die sich fortan Désirée nennt, ist durch ihre Schwester mit dem späteren Ersten Konsul und sogar Kaiser von Frankreich verwandt. Statt seiner heiratet sie Jean-Baptiste Bernadotte. Er ist wie sie Bürgerlicher, jedoch ein sehr fähiger General und Stratege. Napoleon ist sich der Fähigkeiten von Désirées Ehemann bewusst, somit steigt er immer weiter in der Hierarchie auf...

Erster Satz:
Ich glaube, eine Frau kann viel leichter bei einem Mann etwas durchsetzen, wenn sie einen runden Busen hat.

Stil:
Das Buch ist aus der Sicht von Eugénie/Désirée in Tagebuchform verfasst. Das Buch hatte sie von ihrem verstorbenen Vater geschenkt bekommen. Sie sollte das Leben der Eugénie Clary aufschreiben, was sie auch tat. Und dieser Frau ist wirklich verdammt viel passiert! Sie schreibt locker-leicht, und auch in wörtlicher Rede. Denn sie gibt auch viele Gespräche wortwörtlich wider. Auch Dinge, die sie nicht versteht, z.B. Napoleons Kriegsführung und die politischen Wirren der Zeit schrieb Désirée auf. Das ist jedoch keinesfalls langweilig, sondern sehr interessant. Manchmal schreibt sie zwei Tage hintereinander, dann wieder monatelang nichts. Doch immer, wenn ihr etwas Besonderes passiert war, setzte sie sich abends hin und schreibt es auf.

Die Hauptprotagonistin ist zu Beginn des Buches 14 Jahre alt - und unsterblich verliebt. Sie war mir zu keinem Zeitpunkt unsympathisch. Alle Handlungen waren nachvollziehbar für die damalige Zeit. Sie hatte zwar ein korrektes Benehmen, bot jedoch manchmal sogar Napoleon die Stirn. Sie sagte ihm Dinge, die sich vielleicht niemand sonst getraut hätte. Von sich selbst hatte sie immer behauptet, nicht so klug und gebildet zu sein. Ich empfand sie jedoch als sehr klug, denn sie tat oft genau das Richtige. Selbst, wenn es nicht zu ihrem eigenen Wohl war. Einfach eine Heldin ihrer Zeit.
Auch über Napoleon selbst, seine Familie, sein ganzes Leben, erfährt man durch dieses Buch so viel. Selbst mit 24 Jahren, als er Desiree kennen lernte, wusste er ganz genau, was seine Bestimmung ist. Er war ein Meister der Kriegsführung, brachte Frankreich kurzzeitig an die Spitze. Seine vielen Geschwister profitierten zwar hiervon, doch Napoleon verheiratete sie immer so, wie es seinem eigenen Aufstieg helfen würde. Zumindest von Joseph wusste Désirée, dass er seinen - wohlgemerkt - jüngeren Bruder nicht leiden kann. Doch keiner aus der Familie Bonaparte stellte sich öffentlich gegen ihn.

Fazit:
Ein großartiges Buch, das durch die charmante Désirée überzeugt. Sogar die für mich bislang ziemlich unbekannten (und auch uninteressanten) Themen französische Revolution und Napoleon wurde spannend verpackt. Ob alles genau so gewesen ist, kann ich nicht sagen. Es scheint auf jeden Fall sehr gut recherchiert zu sein.
Sogar sehr oft musste ich laut lachen, einfach weil Désirée so charismatisch und niedlich war. Ich kann dieses Buch wirklich jedem wärmstens ans Herz legen. Es ist zwar ein ganz schöner Wälzer (habe über 3 Wochen daran gelesen), aber es lohnt sich definitiv!


3 Kommentare:

  1. Hallo, das Buch habe ich vor etlichen Jahren gelesen; es ist echt ein Klassiker,den ich nie vergessen habe. Schön,hier darauf zu treffen :-) L.G. Annette

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  2. Ja, manchmal lese ich auch Klassiker und bei diesem Buch hat es sich wirklich gelohnt ;)

    Meine Oma hatte mir das Buch ausgeliehen. Sie fand es auch total großartig und hat es sogar mehrmals gelesen.

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  3. ich finde es total klasse, wie du dich für manche bücher begeistern kannst, ich glaube ich wäre an dem buch kläglich gescheitert...

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