Dienstag, 30. Juli 2013

[Rezension] "Schnitt" von Marc Raabe

Inhalt:
Gabriel Naumann ist Anfang vierzig, sein Leben läuft einigermaßen in geordneten Bahnen. Doch das war nicht immer so. Als er 11 Jahre alt war, wurden seine Eltern erschossen und das Haus der Familie brannte nieder. Seinen kleinen Bruder David konnte er vor den Flammen retten. Gabriel kann sich bis heute nicht an die Nacht erinnern. Um keine Angst mehr zu haben, hat er versucht, wie Luke Skywalker zu denken. Seitdem spricht "Luke" aus seinem Inneren zu ihm. Das brachte ihn in die Psychiatrie. Mittlerweile ist Gabriel draußen, arbeitet in einem Sicherheitsunternehmen. Er hat sogar eine Freundin. Liz Anders ist Journalistin und erwartet sein Kind. Als Gabriel eines Nachts zu einem Kunden fährt, da ein Einbruch gemeldet wurde, wird Liz entführt. Sie bittet ihn telefonisch um Hilfe, doch er kommt zu spät. Und die Polizei glaubt ihm kein Wort...

Erster Satz:
"1979 - Westberlin 13. Oktober, 23:09 Uhr
 Gabriel stand an der Türschwelle und starrte hinab."

Cover:
Es sticht ins Auge, finde ich. Ich hatte es auch schon mehrfach in der Buchhandlung in der Hand, aber der Preis schreckte mich vor einem Schnell-Kauf ab. Das Messer, das den Schnitt ausführt, ist nur angedeutet. Passt wirklich gut zum Inhalt. Die Biene jetzt nicht so, aber gruselig finde ich sie trotzdem!

Meine Meinung:
Als einleitenden Satz möchte ich Folgendes sagen:
Ich weiß auch nicht, warum es mich nicht von Anfang an komplett gefesselt hat!

Die Story ist wirklich großartig. Ein Mann mit Kindheitstrauma muss sich ebendiesem stellen, um seine schwangere Freundin aus den Fängen eines brutalen Killers zu befreien. Was für ein Plot. Und das war wirklich gut umgesetzt. Ganz zu Anfang fand ich, dass etwas zu viel verraten wird. Es hat etwas mit einem Video zu tun, auf dem eine Frau mit einem Messer von unten nach oben aufgeschlitzt wird. Der kleine Gabriel hat sich in das Fotolabor seines Vaters geschlichen und sich das Video angesehen. Was danach geschieht ist für Gabriel und auch für den Leser komplett ungewiss. 

Der Schreibstil von Marc Raabe ist einfach großartig. Man kann es nicht anders sagen. Diese tolle Sprache hat mich bisweilen innehalten lassen (ja, das kann einem tatsächlich auch bei einem Thriller passieren). Hier ein Beispiel von Seite 84:

"Ihr Haaransatz beginnt, bereits grau zu werden, und ihr eigentlich attraktives Gesicht zeigt um die etwas zu tief hängenden Mundwinkel deutliche Falten, wie Klammern, die ihre latente Unzufriedenheit rahmen."
Was für ein Satz. Den musste ich mir auf der Zunge zergehen lassen :) Spannung kam trotzdem auf. Natürlich wollte ich wissen, wie es mit Gabriel und Liz weitergeht. Doch irgendwie konnte mich das Buch zu Beginn nicht so sehr fesseln. Am Aufbau der Geschichte kann es nicht liegen. Ich glaube, dass mir die Luke-Geschichte so bekannt vorkam. Habe wohl schon zu viele Storys mit dissoziativen Persönlichkeitsstörungen gelesen. Da darf man Herrn Raabe nun wirklich keinen Vorwurf machen!

Die Protagonisten waren mir sofort sympathisch. Allen voran natürlich Hauptcharakter Gabriel. Was für eine geschundene Seele. Trotzdem ist er nie allzu leidend. Gabriel ist eher der Typ, der sofort in die Defensive geht. Bevor die anderen mich schlagen, verprügele ich sie zuerst. Das kam natürlich im Kinderheim nicht gut an. Und auch seinen kleinen Bruder hat er auf diese Art verloren. David konnte ich auch gut leiden. Seine Perspektive kann man gut verstehen (bis auf die eine Fehlentscheidung, aber na ja!). Liz ist eine wahnsinnig mutige Frau. In einer fast aussichtslosen Situation tut sie wirklich alles, um sich und ihr Kind zu retten.

Fazit:
Alles zusammen ein wirklich gelungener Thriller, den ich zumindest auf den letzten Seiten wirklich nicht aus der Hand legen konnte! Es ging nicht!  Doch nur, und wirklich nur, weil ich eben zu Beginn sehr einfach das Buch beiseite legen konnte nicht die volle Punktzahl (werde schon langsam wählerisch :p)


 Infos zum Buch:
Verlag: Ullstein Buchverlage GmbH
Genre: Psychothriller
Broschiert: 446 Seiten    

Preis: 14,99 €
ISBN-Nr.: 978-3548284354
Erschienen: April 2012 Zum Verlag: Ullstein Verlag

2 Kommentare:

  1. Habe ich etwa irgendwo überlesen, dass dieses wunderbare Buch eig mir gehört, aber die liebe Enni mit ihrem tollen Büchergeschmack es mir geschenkt hat?!? ;P Ich fand es auch einfach super. Dies ist eins der Bücher, das man nicht weglegen will. Man kann kaum erwarten, endlich weiterzulesen. Von mir gibts fünf Bücherwürmer ;)

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  2. Liebe Brini,
    so was gehört für mich nicht in die Rezi - wurde aber selbstverständlich bei der Vorstellung der Neuzugänge erwähnt:

    http://das-lyrische-wir.blogspot.de/2013/06/neuzugange-bin-wieder-schwach-geworden.html

    Viele Grüße :p
    Enni

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