Samstag, 13. Juli 2013

[Rezension] "Neunzehn Minuten" von Jodi Picoult

Inhalt:
Neunzehn Minuten. Genau so lange dauerte der Amoklauf von Peter Houghton an der Sterling High. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte. Wie kam der Siebzehnjährige dazu, auf seine Mitschüler zu schießen? Er selbst überlebt und muss sich nun vor einem Gericht verantworten. 
Die Tochter der Richterin Alex Cormier, Josie, war auch in der Highschool, als es passierte. Josies Freund wurde getötet, doch sie kann sich an nichts mehr erinnern. Alex ist sich nicht sicher, ob das vielleicht ein Segen ist.

Erster Absatz (es muss hier einfach etwas mehr sein):
"In neunzehn Minuten kann man den Rasen vor dem Haus mähen, sich die Haare färben, Brötchen backen, sich vom Zahnarzt eine Füllung machen lassen oder die Wäsche für eine fünfköpfige Familie zusammenlegen.
Neunzehn Minuten dauert die Fahrt mit dem Auto von der Grenze Vermonts nach Sterling in New Hampshire. In neunzehn Minuten kann man einem Kind eine Gutenachtgeschichte vorlesen oder einen Ölwechsel machen lassen. Man kann eine Meile gehen. Man kann einen Saum nähen.
In neunzehn Minuten kann man die Welt anhalten oder einfach von ihr abspringen.
In neunzehn Minuten kann man Rache nehmen."

Meine Meinung:
Besonders auffällig ist, dass aus Sicht wahnsinnig vieler Personen geschildert wird. Gerade zu Beginn des Buches. Das hatte mir zunächst einen kleinen Dämpfer verpasst. War nicht direkt genervt, aber ein wenig gestört hat es mich schon. Man kommt so am Anfang ziemlich durcheinander, finde ich. Das legte sich aber recht schnell wieder. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Meine Gedanken kreisten immer wieder zu dem Buch zurück. Irgendwie musste ich wissen, wie es weitergeht. Und das obwohl der "spannende" Teil, also der Amoklauf, ja eigentlich schon lange vorbei war. Gelangweilt hat mich das Buch nie.

Die wichtigsten Protagonisten waren Alex und Josie Cormier, wobei ich auch Peter als Hauptprotagonisten bezeichnen würde. Alex ist Richterin und wirklich gut in ihrem Job. Mit ihrer Tochter kommt sie hingegen nicht so gut klar. Sie liebt sie sehr, aber in der Mutterrolle scheint sie doch eher zu versagen. Josie fühlt sich ziemlich allein. Sie ist zwar beliebt, seit sie nicht mehr mit Peter befreundet ist, aber eigentlich verstellt sie sich die ganze Zeit nur. Irgendwie sehnt sie sich danach, einfach sie selbst sein zu dürfen. Doch das würde bedeuten, ihre Beliebtheit aufzugeben. Für den Teenager ein Preis, den sie nicht bereit ist zu zahlen. Dass ihr fester Freund Matt und auch alle anderen Mitglieder der "coolen Clique" auf Peter herumhacken, ihn bei jeder Gelegenheit erniedrigen, hasst Josie. Doch sie hat einfach nicht den Mut, sich für ihn einzusetzen. Ich fand ihren Charakter wirklich interessant. Jeder, der schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen ist, dürfte das zumindest im Ansatz nachvollziehen können. Peter ist ein geschlagener Hund. Einerseits kann man ihn nicht mögen - er hat zehn Jugendliche kaltblütig erschossen, neunzehn weitere teilweise schwer verletzt. Doch auf der anderen Seite wurde er seit seiner Zeit in der Vorschule nur gequält. Er war schon immer etwas anders, ein sensibler und netter Junge. Hierzu möchte ich Jodi Picoults letzten Satz ihrer Danksagung zitieren:
"Und ganz zum Schluss möchte ich den Tausenden von Kindern da draußen, die ein bisschen anders, ein bisschen ängstlich, ein bisschen unbeliebt sind, sagen: Dieses Buch ist für euch."
Erzählt wird nicht nur von der Tat selbst. Insbesondere legt die Autorin ein großes Augenmerk auf den Täter selbst, seine Geschichte, sein Leidensweg wenn man so möchte. Das war wirklich interessant. Auch die Rückblicke betreffend Josie. Denn sie war damals, als sie Kinder waren, Peters einzige und beste Freundin.

Fazit:
Ein wirklich gutes Buch, das zum Nachdenken anregt. Da ich am Anfang aufgrund der Vielzahl der Charaktere erst nicht so gut reinkam, muss ich einen Wurm abziehen. Es ist aber eine absolute Leseempfehlung von mir.




Infos zum Buch:
Verlag: Piper Verlag GmbH  
Genre: Unterhaltungsliteratur / Drama  
Original-Titel: Nineteen Minutes
Taschenbuch: 473 Seiten    
Erschienen: 2007/2008  
Zum Verlag: Piper Verlag

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen