Mittwoch, 15. Februar 2012

"Das Lied der Sirenen" von Val McDermid

Inhalt:

Im englischen Bradfield ist ein Serienkiller unterwegs. Das haben die örtlichen Zeitungen bereits bemerkt, die Polizei scheint jedoch noch keinen Zusammenhang zwischen den drei Morden gefunden zu haben. Die getöteten Männer wurden vor ihrem Tod gefoltert und sodann mit durchgeschnittener Kehle in den bekannten Homosexuellenvierteln der Stadt abgelegt. Diese Tatsache veranlasst die Reporter, von dem Mörder als "Schwulenkiller" zu sprechen. Ob die Opfer jedoch tatsächlich diese sexuelle Neigung hatten, ist unbekannt. Wenn, dann haben sie diese geheim gehalten.
Dr. Tony Hill ist Psychologe und Verhaltensanalytiker.  Er soll eine neue Einheit von Profilern als Unterstützung für die englischen Behörden ins Leben rufen, doch bei den Polizeibeamten kommt dies nicht besonders gut an. Nach dem vierten Opfer setzt sich Assistant Chief Constable John Brandon  mit Dr. Hill in Verbindung - denn auch er geht von einem Serienverbrechen aus. Gemeinsam mit der Polizeibeamtin Carol Jordan soll er nun ein Täterprofil erstellen. Hierbei dringt Tony Hill tief in das Bewusstsein des Killers ein, um seine Gedankengänge zu verstehen und nächste Handlungen voraussagen zu können.

Stil:

Vor jedem Kapitel stehen kurze Ausschnitte aus dem Buch "Der Mord als Kunst betrachtet". Das hat mich im Lesefluss ein wenig gebremst - man muss sie aber auch nicht lesen.
Immer wenn Dr. Tony Hill an dem Täterprofil schreibt, führt er eine Art Zwiegespräch mit dem Mörder, den er "Handy-Andy" nennt. Carol Jordan gegenüber erklärt er, dass der Mörder mit einer Namensgebung zu einem wirklichen Menschen wird. Allein die Bezeichnung "Schwulenkiller" reicht hierfür nicht.

Teilweise wird aus der Sicht des Täters geschrieben - dies aber weit rückblickend und nicht zeitgleich mit dem Ermittlungsstand. Es beginnt mit dem ersten Mord und ist wie ein Tagebuch geschildert. Eine Art Erinnerungsstütze für ihn, er spricht teilweise jedoch direkt den Leser an. Anfangs schreibt er z.B., dass er keine Hinweise hinterlässt, außer dieses Script. Sehr detailliert beschreibt der Mörder, wie er die Opfer folterte und welche sexuelle Befriedigung ihm dies verschaffte. Er werkelt selbst die Folterinstrumente und erklärt dem Leser, wie er genau auf die jeweilige Idee kam und warum diese Art der Folter zum jeweiligen Opfer passte. Diese rückwirkenden Schilderungen sind sehr gelungen und interessant.

Fazit:

Ich fand es gut. Richtig spannend war es allerdings nicht, weshalb ich eher zu der Bezeichnung "Krimi" statt "Thriller" tendieren würde. Lediglich die letzten 100 Seiten waren sehr fesselnd. Richtig interessant fand ich die Beschreibung, wie das Täterprofil erstellt wird. Auch die Zwiegespäche mit dem Killer fand ich glaubwürdig. 
Die Charaktere haben mich überzeugt. Carol Jordan mochte ich vom ersten Augenblick an. Sie ist clever und zielstrebig. Dr. Tony Hill hingegen ist ein wenig merkwürdig, was in Anbetracht seines Berufes aber auch nicht verwunderlich ist. Man mag ihn trotzdem und wünscht ihm, dass sein Profil ins Schwarze trifft. Ein richtiger Fiesling ist "Popeye" Cross, der seinen Spitznamen seiner unwirschen Art und dem skurrilen Gesicht verdankt.
Auch wenn die Spannung ein wenig zu wünschen übrig ließ (was vielleicht nur meinem persönlichen Empfinden entspricht), wollte ich dennoch wissen, wer denn nun der Täter ist. Meine anfängliche Vermutung hat sich bestätigt. Das fand ich wirklich nicht gut. Ich finde es generell schön, wenn mich der Täter überrascht und ich nicht von den ersten 50 Seiten an die Vermutung hatte. Allerdings hat mich das am Ball bleiben lassen. Wollte schließlich wissen, ob ich richtig liege. Die Autorin hat es auch teilweise geschafft, mich zweifeln zu lassen, aber nie genug.

Wer Krimis mit sexuell motivierten Serienmördern, vielen interessanten Polizeibeamten, Profiling und ordentlich eklige Foltermaßnahmen mag, wird mit diesem Buch auf jeden Fall nichts falsch machen.
Außer er hat schon vorher eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte. Daher vergebe ich nur 3 1/2 von 5 möglichen Sternen.

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