Mittwoch, 11. Januar 2017

[Rezension] "Das Programm" von V. S. Gerling

Inhalt:
Der Zielfahnder Nicolas Eichborn ist wieder frisch im Dienst, nachdem er im Jemen angeschossen wurde. Er überlebte nur knapp und hat seither mit Albträumen zu kämpfen. Die Psychoanalytikerin Helen Wagner soll nun mit ihm zusammen einen Fall ein München aufklären. Bereits die zweite attraktive junge Frau wurde ermordet, alles deutet auf einen Serienkiller hin. Während der Ermittlung kommen sich die beiden näher.


Erste Sätze:
"Wach auf, Nicole." Die Stimme, sanft und freundlich, durchbrach die nunmehr dünne Kruste ihrer Bewusstlosigkeit.

Cover / Aufmachung:
Am Anfang fand ich, dass dieses Coverbild überhaupt nicht passt - muss diesen Gedanken jedoch revidieren. Es passt tatsächlich, das wird aber erst spät klar. Auch was den Titel betrifft.

Meine Meinung:
Am Beginn eines jeden Kapitels steht ein Satz, der von einem der Charaktere im Laufe des Kapitels gesagt wird. Ich fand das gar nicht schlecht. Der Leser sieht schon die ungefähre Richtung des Kapitels.
Nicolas Eichborn ist Ich-Erzähler und war mir sofort sympathisch. Er ist ein wenig zynisch und kann gar nicht glauben, dass seine Kollegen ihn tatsächlich mögen. Sein Missmut gegenüber dem Vorgesetzten Schranz war ein wenig zum Running-Gag für mich geworden. Besonders, als dieser tatsächlich Haltung bewahrte und Nicolas sich ermahnte, aufpassen zu müssen Schranz nicht plötzlich zu mögen. Der ist nämlich eigentlich überhaupt kein schlechter Kerl - da gibt es ganz andere.
"Wenn ich in den acht Jahren, in denen ich nun schon das zweifelhafte Vergnügen habe, mit Ihnen zu arbeiten, dann dass Ihr Instinkt gut funktioniert", sagte er [Schranz] langsam.
Helens Sicht wird in der dritten Person erzählt. Gerade bei Thrillern ist mir dieser Erzählstil schon häufig aufgefallen. Sie hat eine schwierige Beziehung hinter sich, fühlt sich jedoch gleich zu Nicolas hingezogen. Helen ist clever und offenbar auch ganz gut in ihrem Job.
Auch aus der Sicht des Mörders wird erzählt. Hier teilweise im Stil einer sehr skurrilen Therapie-Sitzung. Der Mörder, genannt "das Wesen" liegt auf der Couch und berichtet über die Morde, während sich der "Therapeut" offenbar während dessen selbst befriedigt. Die beiden scheinen irgendwie gemeinsame Sache zu machen. Der Leser erfährt so schon recht bald, dass dieses Wesen seinen Opfern die Wahl lässt. Entweder sie bringen sich selbst um (kurz und fast schmerzlos), oder "es" wird sie töten, zuvor jedoch quälen.

Die Story entwickelt sich jedoch überhaupt nicht wie ein "klassischer" Thriller normalerweise aufgebaut ist. Es geht vielmehr um die Protagonisten selbst, was ich hier überhaupt nicht schlimm fand, weil ich diese mochte. Irgendwann wird die Geschichte dann tatsächlich etwas abstrus und wirkt ein kleines bisschen an den Haaren herbeigezogen, hat jedoch einen wahren Ursprung (wie ich später in der Danksagung erfuhr). Auch das hat mich überhaupt nicht gestört. Ständig wollte ich wissen, wie es weitergeht. Dennoch ist es bestimmt von Vorteil, wenn man das weiß. Klassische Ermittlungsarbeit kommt natürlich auch vor. 

Fazit:
Ein wirklich sehr spannender Thriller, der vom Schema F eines klassischen Krimis abweicht. Hat mir sehr gut gefallen, insbesondere wegen der tollen Protagonisten.



Infos zum Buch:

Verlag: Bookspot Verlag
Genre: Thiller
Ebook: 448 Seiten  
Preis: 1,99 € (Kindle-Edition - Taschenbuch = 14,80 €)
Erschienen: 15.08.2014
Zum Verlag: Bookspot

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