Inhalt:
Delia hatte eine wirklich schöne Kindheit. Ihr liebevoller Vater gab ihr alles, was sie brauchte. An ihre verstorbene Mutter konnte sie sich kaum erinnern. Bei ihrem Tod war sie erst vier Jahre alt. Nun hat sie selbst eine Tochter in diesem Alter und wird in Kürze deren Vater Eric heiraten.
Doch dann ändert sich plötzlich alles, als ihr bester Freund durch Recherchen für die Zeitung etwas herausfindet. Delia heißt gar nicht so - sondern Bethany Mathews. Ihr eigener Vater hatte sie damals entführt, ihrer Mutter weggenommen. Für Delia bricht eine Welt zusammen. Einerseits liebt sie ihren Vater sehr, der nun einer Anklage wegen Entführung entgegensieht. Andererseits ist sie selbst Mutter - wie würde sie reagierten, wenn Eric ihr das Kind entzieht?
Cover:
Also ich mag es nicht. Ist mir zu nichtssagend.
Erster Satz:
"Ich war sechs als ich das erste Mal verschwand."
Meine Meinung:
Jodi Picoult hat einen wirklich sehr schönen Schreibstil. Dennoch entsprach dieses Buch weniger meinem Geschmack. Dazu später mehr.
Erzählt wird aus vielen verschiedenen Perspektiven, wobei hier auch teilweise ein Wechsel der Erzählart erfolgt. Als Hauptprotagonistin kommt zunächst Delia in Betracht, wobei jedoch auch ihr Verlobter Eric sowie der beste Freund Fitz kaum noch als Nebenprotagonisten dargestellt werden können. Die Erlebnisse dieser drei Personen werden in der Ich-Perspektive geschildert. Ausnahmen bilden die Eltern von Delia. Hier ist es, als würden beide einen Brief an Delia schreiben. Einer, der im Fall ihres Vaters hoffentlich niemals abgeschickt wird... Die Art hat mir wirklich gut gefallen.
Die Charaktere waren gut herausgearbeitet, jeder hatte sein Päckchen zu tragen. Aber so richtig mochte ich eigentlich niemanden. Mit Delia bin ich einfach überhaupt nicht warm geworden. Sie war für mich so uninteressant. Sie spürt mit ihrem Fährtenspürhund beruflich Vermisste auf. Das einzig besondere in ihrem Leben waren eigentlich "ihre" Männer, die anscheinend sehr viel mehr in der Frau sahen als ich... Ihr Verlobter Eric, der Alkoholiker, war auf jeden Fall weitaus spannender. Ebenso wie das Gefühlsleben von Fitz, obwohl ich seine dümmliche Schwärmerei für Delia ziemlich erbärmlich fand. Er liebt sie, kann ihr das aber nicht sagen, weil er sie dann vielleicht komplett verlieren könnte. Stattdessen begnügt er sich seit Jahren mit der Rolle des "besten Freundes". Riskiert aber für die Frau wirklich alles. Eric handelt genauso. Delia will etwas, okay ich springe! Beide Männer tanzten nur nach ihrer Pfeife - und wehe wenn nicht. Dann straft sie den jeweiligen Mann einfach mit Nichtbeachtung - der Todesstoß für beide. Das machte mir Delia auch nicht sympathischer... Die beiden waren dennoch Persönlichkeiten, die (wenn es nicht gerade um ihre Traumfrau ging) rational und verständlich gehandelt hatten.
Für meinen Geschmack wurden definitiv zu viele Geschichten behandelt. Es gab sicherlich eine gewisse Struktur dahinter, dennoch war es teilweise recht wirr aufgrund von Erinnerungen, die den Leser in die Vergangenheit führten. Natürlich durften diese nicht fehlen, ich habe wirklich überhaupt nichts gegen Rückblenden! In diesem Fall waren sie jedoch teilweise zu ausführlich, ab und an sogar überflüssig. In jedem Fall wurde der Fortgang der Handlung gestört.
Ich glaube, dass die Autorin einfach zu viel erzählen wollte. In diesem Buch stecken so viele Einzelschicksale, mit denen man locker eigene Bücher hätte füllen können.
Zwei Beispiele:
Ihr Vater landet bis zum Prozess im Gefängnis. Dort erlebt er verständlicherweise ein paar weniger schöne Dinge. Alles kein Problem - aber muss man nun die Geschichte mehrerer anderer Häftlinge auch noch erfahren? Meiner Meinung nach nicht - das ist einfach nicht relevant und am Thema vorbei. Wenn sie gerne ein Buch über die Gefangenschaft schreiben möchte, soll sie das tun. Wäre sicherlich eine gute Story (zumindest die Parts in diesem Buch waren sehr interessant), aber hier ging es um Kindesentführung.
Die Geschichte um die Indianerin Ruthann war völlig überflüssig. Vielleicht um Delias Wurzeln mütterlicherseits auch noch irgendwie in das Buch zu packen, aber in dem Ausmaß unnötig. War wirklich interessant, woran das Volk der Hopi so glaubt - aber auch das könnte ein eigenes Buch füllen.
SPOILER - die "Wahrheit" (ca. Seite 196/550) Ihr könnt entscheiden. Finde es wichtig für die Richtung des Buches, man kann es sich eigentlich auch schon zeitnah denken:
Ihr Vater hatte sie entführt, da die Mutter alkoholkrank war. Ich fand, dass dies zu sehr der heutigen Geschichte von Delia geähnelt hat... Delias Tochter ist 4 Jahre alt und ihr Verlobter Eric EBENFALLS Alkoholiker. Genau wie dessen Mutter. Delia war lange vermisst, ihr Beruf: Vermisste Personen aufspüren...
Zu viele Parallelen für mich. Zu auffällig und offensichtlich, um realistisch zu sein. Irgendwie plump.
Fazit:
Wenn es euch gefällt, dass ein Buch sehr viel mehr als die Hauptgeschichte zu bieten hat, klare Empfehlung von mir. Für mich war es jedoch einfach überladen und teilweise gefielen mir starke Parallelen (s. Spoiler) überhaupt nicht.
Infos zum Buch:
Verlag: Piper Verlag GmbH
Genre: Drama / Roman
Broschiert: 535 Seiten
Originaltitel: Vanishing Arts
Erschienen:2005 / deutsche Ausgabe 2007
ISBN-Nr.: 978-3-492-25172-3
Zum Verlag: www.piper.de
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