Dienstag, 7. Juni 2016

[Rezension] "Romeo und Romy" von Andreas Izquierdo

Inhalt:
Romys geliebte Oma Lene ist gestorben und dann verliert sie auch noch ihren Job als Souffleuse. Ihre angestrebte Schauspielkarriere scheint dahin zu sein... So zieht sie erst einmal in ihr Heimatdorf Großzerlitsch im Erzgebirge zurück. Dort der nächste Schreck: Die Alten dort liefern sich einen Kampf um die letzten beiden Gräber auf dem Friedhof des kleinen Dorfes. Ob gefährlich weites hinauslehnen beim Fensterputzen, unter einem Baum stehen bei Gewitter oder exzessives Rauchen - die Phantasie der Alten scheint grenzenlos. Nicht nur aus Eigennutz, sondern auch um die Alten von ihren Plänen abzubringen, will Romy aus der alten Scheune von Oma Lene ein elisabethanisches Theater bauen.

Cover/Aufmachung:
Ich finde das Coverbild wirklich schön. War der Grund, gerade nach diesem Buch auf dem SuB zu greifen. Allerdings spielt das Bild eher auf eine große Liebesgeschichte á la Shakespeare an. Dessen Stücke kommen zwar vor, aber die große Lovestory darf man nicht erwarten!
Das Buch ist in 5 Abschnitte unterteilt. Im Rahmen der Leserunde auf Lovelybooks war das wirklich perfekt :)

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn doch recht schwer in die Geschichte reinkam. Die Protagonisten werden hier erst einmal vorgestellt, aber richtig kennen (und lieben) lernt man sie verständlichlicherweise erst im Laufe der Zeit. Ich weiß nicht genau, was ich von dem Buch erwartet habe, kann jedoch zu 100 % sagen, dass es mich überraschen konnte. Immer wieder! 

Der Plot um die alten Dorfbewohner von Großzerlitsch ist mir zu Beginn ein wenig aufgestoßen. Jetzt wollen die doch tatsächlich ihr Leben beenden, nur wegen eines popeligen Grabes! Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Für mich ist der "letzte Ruheort" gar nicht so wichtig. Aber mit der Zeit wird deutlich, wie sehr die Bewohner am Dorf und vor allem aneinander hängen. Sie wollten einfach auch nach dem Tod zusammen bleiben und nicht auf dem Friedhof in Kleinzerlitsch beerdigt werden. Anders als der Name vermuten sollte, ist dieses nämlich viel größer als Großzerlitsch - dort gibt es sogar eine Hauptstraße! Aber die Kleinzerlitscher sind so arrogant - dort wollen die Alten wirklich nicht landen!

Gerade zu Beginn ist das Buch sehr ruhig. Der Autor selbst meinte in der Leserunde, dass dies der logische Schluss war. Er wollte dieses ruhige Leben, diese Langeweile in Großzerlitsch darstellen. Das ist ihm definitiv gelungen. Erst als Romy die wirklich wahnwitzige Idee mit dem elisabethanischen Theater anfängt umzusetzen, kommt Leben in die Truppe. Zuerst um den Plan vehement abzulehen, später freunden sich aber mehr und mehr Bewohner mit der Idee an.

Die Protagonisten sind, wie eingangs bereits erwähnt, zum großen Teil absolut liebenswert. Romy selbst wirkt zwar oft naiv und eigennützig, realisiert dies zum Glück aber auch recht schnell selbst und versucht, sich zu bessern. Das fand ich an ihr wirklich klasse. 
Emil, der fahrende tschechische Händler, ist sofort Feuer und Flamme für den Plan und unterstützt Romy wo er nur kann. Diesen Charakter mochte ich total gerne. Auch Anton, der heimliche Bürgermeister des Dorfes und Ersatzvater von Romy, ist eine wirklich gute Seele. Ohne die beiden hätte sie die Idee sofort wieder verwerfen können. Auch die anderen Dorfbewohner sind zwar überaus schrullig, aber dennoch liebenswert. Ben, der Frischedoktor aus der Waschmittelwerbung, stößt erst später zu der Gruppe. Er wirkt wie ein großes Kind, das einen tatsächlich zur Weißglut bringen kann! Nichts desto trotz hat er auch sehr liebenswerte Seiten.

Dieses Buch lebt von seinen Protagonisten. Spannung ist allgegenwärtig und auch Emotionen kommen nicht zu kurz.

Fazit:
Wer eine klassische Liebesgeschichte erwartet, wird überrascht. Es geht um Liebe, aber eher auf familiärer Basis. Ein wirklich großartiges Buch, das mich nicht nur gut unterhalten sondern teilweise auch sehr ergriffen hat.




Verlag: Suhrkamp / Insel Verlag Berlin

Genre: Roman / Drama

Broschiert: 488 Seiten

Erschienen: 11.04.2016

ISBN-Nr.: 978-3-458-36141-1

Zum Verlag: www.Insel-Verlag.de

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