Mittwoch, 10. Juni 2015

[Rezension] "Obsession" von Simon Beckett

Inhalt:
Als der Fotgraf Ben seine Ehefrau durch einen tragischen Unfall verliert, weiß er nicht weiter. Sarah hinterließ ihren autistischen Sohn Jacob. Als Ben Zeitungsausschnitte bei der Geburtsurkunde von Jacob findet, wird er stutzig - hatte seine verstorbene Frau den Jungen vor über sechs Jahren aus dem Krankenhaus entführt? Der engagierte Privatdetektiv bringt die Erkenntnis, dass dies tatsächlich so war. Jacob wird seinem leiblichem Vater John Cole zugesprochen, doch dieser ist kein umgänglicher Mensch... Ben versucht verzweifelt, den Kontakt zu seinem Stiefsohn aufrecht zu erhalten. Bis hin zur obsessiven Überwachung der Coles.

Erster Satz:
"Er entdeckte die verschlossene Kassette am Tag nach der Beerdigung."

Cover/Aufmachung:
Ich mag Cover, die schlicht und doch aussagekräftig sind. Die ganze "Reihe" (außerhalb der eigentlichen Reihe des Autors) beim rororo-Verlag gefällt mir wirklich gut. Rot auf weiß. Perfekt.

Meine Meinung:
Simon Beckett hat einen wirklich guten Erzählstil. Immer unterschwellig spannend, allerdings darf dieses Buch wirklich keineswegs ein "Thriller" genannt werden. Es handelt sich noch nicht einmal um einen Krimi. Vielmehr geht es um Abgründe, die näher sind, als sie scheinen. Die Obsession von Ben steigert sich im Laufe des Buches. Dies war wirklich gut beschrieben. Er wusste irgendwann gar nicht mehr, warum er die Familie unbedingt beobachten, observieren wollte. Kaufte sich ein teures Objektiv, um Fotos zu machen. Doch seine Aufnahmen sind teilweise alles andere als hilfreich für den Sorgerechtsstreit...
Ben war für mich ein schwer fassbarer Charakter. Er wusste selbst oft nicht, wieso er so handelte. Die Liebe zu seinem Stiefsohn kommt zumindest nicht recht durch. Gerade zu Beginn kam es mir vor, als wäre das Auftauchen des "richtigen" Vaters eine Art von Erlösung. Das Leben mit einem autistischem Kind stelle ich mir zumindest nicht so einfach vor. Dennoch hängt Ben an Jacob - und dass nicht nur, weil er ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Diese wirkt wie die perfekte Frau. Wie bei Todesfällen üblich blickt Ben immer nur auf die schönen Seiten zurück - Sarah, die Kindesentführerin, passt in dieses Bild nicht herein. Auch hierfür findet er Entschuldigungen.
John Cole ist ein Antagonist, wie er im Buche steht. Zu Beginn konnte ich ihm seine Handlungen erst gar nicht übel nehmen. Schließlich wurde sein Kind entführt, kurz darauf starb seine Frau. Außerdem ist Veteran und hat furchtbare Dinge erlebt. Dennoch scheint auch bei ihm etwas ganz und gar nicht zu stimmen...
Spannung war unterschwellig stehts vorhanden, dies macht jedoch noch keinen Thriller. Ich wollte einfach wissen, was weiter geschieht. Manchmal wollte ich es auch eigentlich nicht wissen - las dennoch weiter.

Fazit:
Ein gutes Buch, dass einem Abgründe aufzeigt, die jeden von uns ereilen können. Mir war es ab und an zu langatmig, außerdem mochte ich das Ende nicht so gerne. Nichts desto trotz empfand ich es als lesenswert.



Infos zum Buch:

Verlag: Rowohlt Verlag GmbH
Genre: Unterhaltungsroman / Drama (Thriller)

Original-Titel: "Owning Jacob"
Taschenbuch: 414 Seiten
Preis: 9,95 €
Erschienen: 1998

Zum Verlag: rororo Verlag

2 Kommentare:

  1. So gerne ich Becketts "Hauptreihe" um David Hunter auch mag, so wenig konnte ich bisher mit den übrigen Büchern von ihm anfangen. Dieses hier habe ich allerdings noch nicht gelesen und nach deiner Rezi schaue ich es mir vielleicht mal an. Scheint ja relativ solide zu sein - trotz deiner sicher berechtigten Kritik (die deckt sich nämlich auch mit meinen Eindrücken der übrigen Bücher)

    Liebe Grüße
    MelMel

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  2. Liebe MelMel,

    vielen Dank für deinen Kommentar :)

    Bislang habe ich die von allen so umschwärmte "Reihe" von Simon Beckett noch nicht gelesen. Sollte ich vielleicht tun. Der Schreibstil ist wirklich nicht das Problem!
    Also "Tiere" hatte ich auch gelesen und das fand ich ziemlich öde. Hier gab es zwar auch Längen, aber wenn man nicht unbedingt einen Thriller in dem Buch finden möchte, lässt es sich wirklich gut lesen :)

    Bin gespannt, ob du es nochmal zur Hand nehmen wirst.

    Viele Grüße zurück!
    Enni

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