Montag, 23. Oktober 2017

[Rezension] "Schau dich nicht um" von Joy Fielding

Inhalt:
Jess Koster ist als Staatsanwältin knallhart. Doch privat hat sie noch immer mit dem Verschwinden ihrer Mutter vor knapp acht Jahren zu kämpfen... Als sie Rick Furguson wegen schwerer Vergewaltigung vor Gericht stellt, hat sie zum ersten Mal richtig Angst in ihrem Job. Ständig sieht sie sein Gesicht in der Menge. Fühlt sich verfolgt.

Erste Sätze:
"Er wartete auf sie, als sich zur Arbeit kam. So schien es Jess jedenfalls, die ihn sofort sah. Er stand reglos an der Ecke California Avenue und 25. Straße. Sie spürte, dass er sie beobachtete [...]. Seine dunklen Augen waren kälter als der Oktoberwind [...]."

Cover/Aufmachung:
Also das Cover meiner Auflage aus dem Jahr 1995 finde ich jetzt nicht soo ansprechend. Ohne den Namen "Fielding" wäre es wohl im Bücherschrank geblieben...

Meine Meinung:
Der Schreibstil gefällt mir tatsächlich ziemlich gut. Es ist definitiv kein Psychthriller, sondern eher ein Roman mit spannenderen Passagen. Es hatte dennoch eine Sogwirkung auf mich - wollte die ganze Zeit wissen, worauf das Ganze denn bitte hinauslaufen soll. Letztlich wurde ich vom Ende nicht enttäuscht.


Die Protagonisten waren wirklich interessant. Wobei mir Jess für eine Staatsanwältin teilweise doch sehr labil vorgekommen ist. Dennoch war sie (vor allem vor Gericht) überaus taff und kam gut zurecht. Sie hat auch ein paar Eigenarten, insbesondere was ihre Ernährung (fast jeden Tag TK-Pizza) sowie die Beziehung zu ihrem Kanarienvogel Fred (Radio tagsüber an) anging. Dennoch ist Jess grundsätzlich ziemlich sympathisch, wenn man von ihren überzogenen Ausbrüchen bezüglich ihres wirklich arschigen Schwagers absieht. Der Leser merkt recht schnell, dass sie mit dem Verschwinden ihrer Mutter noch ganz und gar nicht klar kommt. Sie hebt die Frau auf ein Podest und lässt keine negativen Äußerungen zu - aber jeder Mensch hat seine Fehler. 
Ex-Mann Don ist noch immer ein guter Freund für Jess und immer für sie da. Natürlich stört es sie sehr, dass der Strafverteidiger ausgerechnet Rick Ferguson verteidigt. Letzterer ist der Antagonist wie der im Buche steht. Einfach nur böse. Einige Szenen waren wirklich überaus gruselig.
Ihre Schwester Maureen hat sich gegen die große Karriere entschieden und ist nun Hausfrau und Mutter, was Jess sehr stört. Das fand ich teilweise schon nachvollziehbar, aber Jess hatte eigentlich mehr was dagegen, weil es ihrer Meinung nach der verschwundenen Mutter nicht gefallen hätte (also alles noch eine Form des Traumas).

Ich weiß nicht genau, ob es in den 90ern wirklich so krass war mit dem Sexismus, oder die Autorin für eine bessere Story ein wenig übertrieben hat. Frauen schienen nämlich damals tatsächlich beinahe Freiwild zu sein. Zum Beispiel war es sehr schwierig für Jess, einen Vergewaltiger vor einer Jury zu Verurteilen, weil das Opfer keine Unterhose anhatte. Das war quasi als Einladung des Opfers gewertet worden - unfassbar. Ein wenig anstrengend und überspitzt fand ich die Tatsache, dass die Hauptprotagonistin offenbar ausschließlich Fälle verhandelte, in denen Frauen Opfer waren...

Fazit:
Es hatte seine Längen und ich wusste fast die ganze Zeit überhaupt nicht, worauf dieses Buch eigentlich hinaus will. Es lässt sich aber gut lesen und war durchweg spannend geschrieben. 





Infos zum Buch:
Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag GmbH
Taschenbuch: 442 Seiten
Original-Titel: Tell me no secrets
Genre: Roman

Preis: 9,99 €
ISBN: 3-442-43087-9
Zum Verlag: GOLDMANN

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